Viele stereotype Darstellungen entstehen nicht aus Absicht, sondern aus Gewohnheit. Wir greifen auf Bilder und Erzählmuster zurück, die wir aus unserer eigenen Sozialisation kennen. Beim Schreiben und Illustrieren lohnt sich daher ein genauer Blick: Welche Botschaften transportieren Figuren, Sprache und Bilder – bewusst oder unbewusst? Um stereotype Darstellungsmuster besser einordnen zu können, bietet das Kompetenznetzwerk Antidiskriminierung weiterführende Informationen.
Hier finden Sie sieben Fehler, die mir in der Praxis besonders häufig begegnen.

Ein häufiges Problem:
Eine einzige Figur of Color, ein Rollstuhlkind oder ein queeres Kind soll gleich die ganze Vielfalt repräsentieren. Diese Figuren werden dadurch weniger individuell und wirken oft wie „Diversity-Dekoration“.
Warum problematisch:
Die Figur bekommt keine eigene Geschichte, keine Tiefe und keine echte Rolle.
Besser:
Mehrere verschiedene Figuren zeigen, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Hintergründen und Eigenschaften.
Ein Klassiker in Kinderbüchern:
Haarstrukturen, Hauttöne oder kulturelle Elemente werden überhöht oder „verziert“, bis sie nicht mehr realistisch wirken.
Beispiele:
– extrem leuchtende Hautfarben
– Schmuck oder Muster ohne kulturellen Kontext
– stilisiert dargestellte Afro-Frisuren, die nichts mehr mit realen Haarstrukturen zu tun haben
Warum problematisch:
Kinder werden auf „anders“ reduziert – statt als vollwertige Figuren dargestellt.
Männer sind mutig und aktiv, Frauen empathisch und passiv.
Weiße Figuren sind die Hauptfiguren, Figuren of Color die Nebenfiguren.
Kinder mit Behinderung sitzen im Hintergrund.
Diese Muster sind tief verankert und tauchen oft unbewusst auf.
Besser:
Rollenmuster bewusst durchbrechen und jede Figur als vollständigen Charakter schreiben oder illustrieren.
Illustrationen transportieren sehr schnell unterschwellige Botschaften.
Typische Muster:
– Figuren of Color wirken kleiner, runder oder jünger
– schüchterne oder verschlossene Körperhaltung
– weniger Blickkontakt
– Hauptfiguren stehen vorne, diverse Figuren hinten
Warum wichtig:
Bildsprache hat einen enormen Einfluss darauf, wie Kinder Figuren einordnen. Zum Umgang mit diskriminierungssensibler Sprache gibt es hilfreiche Übersichten an der TU Berlin.
Kleidung, Schmuck, Essen oder Architektur werden manchmal genutzt, um „kulturelle Herkunft“ zu markieren — aber ohne Hintergrundwissen.
Beispiele:
– Muster, die nicht passen
– religiöse Symbole ohne Bedeutung
– Räume, die klischeehaft dekoriert sind
Besser:
Kontext, Alltag und persönliche Details statt Symbolüberladung.
Figuren aus marginalisierten Gruppen werden oft genutzt, um „Lernmomente“ zu erzeugen – und ihre gesamte Darstellung dreht sich nur um Diskriminierung.
Beispiel:
Das Schwarze Kind ist nur da, damit die weiße Hauptfigur „etwas lernt“.
Warum problematisch:
Die Figur existiert nicht als Kind mit eigenen Interessen, Stärken und Beziehungen.
Viele Kinderbücher zeigen:
– heteronormative Familien
– neurotypische Kinder
– Kinder ohne sichtbare Behinderung
– ein bestimmtes, oft weißes Mittelschicht-Umfeld
– Doch Kinder leben in sehr unterschiedlichen Realitäten.
Besser:
Bewusst verschiedene Familienformen, Körper, Hintergründe und Lebenswelten einbeziehen – ohne Zwang, sondern organisch.
Ein professionelles Sensitivity Reading hilft dabei:
– stereotype Muster zu erkennen
– Bildsprache zu analysieren
– Figuren glaubwürdig zu gestalten
– Diversität natürlich einzubinden
– Risiken zu minimieren
Mit einem Ampelsystem zeige ich Ihnen klar, welche Stellen stimmig sind, wo Optimierungen sinnvoll sind und wo kritische Punkte liegen.
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