Checkliste: Worauf Sie bei Diversität im Kinderbuch achten sollten

Nicht jeder Mensch kann sofort erkennen, welche Darstellungen sensibel und welche problematisch sind. Viele stereotype Bilder entstehen unbewusst, weil wir mit bestimmten Mustern aufgewachsen sind. Diese Checkliste bietet eine erste Orientierung für alle, die Kinderbücher schreiben, illustrieren oder publizieren.

orträt von Susann, Sensitivity Readerin

Figuren & Rollenbilder

Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Haben die Figuren unterschiedliche Persönlichkeiten, oder wiederholen sie typische Muster?

  • Sind Kinder of Color oder Kinder mit Behinderung Nebenfiguren oder Kulisse?

  • Welche Figur trifft Entscheidungen? Wer trägt die Handlung?

  • Werden Rollenklischees („mutig vs. empathisch“, „aktiv vs. passiv“) unbewusst reproduziert?

Bildsprache & Körpersprache

  • Wirken Figuren gleichwertig dargestellt – in Größe, Körpersprache, Haltung?

  • Sind diverse Figuren im Hintergrund oder sichtbar beteiligt?

  • Zeigen Gestik und Mimik echte Emotionen oder stereotype Überzeichnung?

  • Transportiert das Bild unbewusst eine andere Botschaft als der Text?

Haar, Kleidung & sichtbare Merkmale

  • Ist Black Hair realistisch dargestellt, ohne Überzeichnung?

  • Beruht Kleidung auf echten kulturellen Bezügen – oder auf Klischees?

  • Sind Hauttöne konsistent und angemessen?

  • Sind Details (Accessoires, Muster) glaubwürdig und nicht dekorativ-exotisierend?

Sprache & Erzählweise

  • Werden Begriffe verwendet, die aus heutiger Sicht problematisch oder veraltet sind?

  • Werden marginalisierte Figuren auf ihre Herkunft, Behinderung oder ihr Anderssein reduziert?

  • Gibt der Text Innenperspektiven wieder – oder beschreibt er Figuren nur von außen?

  • Werden Zuschreibungen („wild“, „temperamentvoll“, „exotisch“) stereotype Bilder verstärken?

Lebenswelten & Familienformen

  • Sind unterschiedliche Familienformen sichtbar?

  • Wirken alle Kinder selbstverständlich Teil der gleichen Welt?

  • Werden verschiedene Realitäten gleichwertig dargestellt (Hobbys, Räume, Alltag)?

  • Spiegelt das Setting eine moderne, vielfältige Lebensrealität wider?

Kontext & Recherche

  • Basieren Darstellungen auf fundiertem Wissen oder auf Annahmen?

  • Passen kulturelle Elemente zur Story, dem Setting und zu den Figuren?

  • Gibt es genügend Hintergrundwissen, um Symbole, Kleidung oder Räume korrekt darzustellen?

Wann lohnt sich ein professionelles Sensitivity Reading?

Diese Checkliste ist ein guter Anfang.
Doch viele Feinheiten werden erst sichtbar, wenn man Erfahrung mit Bildsprache, Erzählmustern und intersektionalen Perspektiven hat. Hinweise zu inklusiver Darstellung von Kindern finden sich auch bei der Bundeszentrale für inklusive Bildung.

Ein Sensitivity Reading lohnt sich insbesondere, wenn:

  • Diversität eine Rolle in Text oder Illustration spielt

  • Figuren of Color, LGBTQIA+ Figuren oder Kinder mit Behinderung vorkommen

  • kulturelle oder religiöse Marker verwendet werden

  • Unsicherheiten bestehen, ob etwas sensibel umgesetzt ist

  • ein Verlag auf Nummer sicher gehen möchte

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