Sensitivity Reading für Illustrationen im Kinderbuch

Illustrationen prägen, wie Kinder die Welt wahrnehmen. Sie vermitteln Rollenbilder, kulturelle Merkmale, Emotionen und Machtverhältnisse – oft noch stärker als der Text.
Beim Sensitivity Reading für Illustrationen prüfe ich, ob die Bildsprache respektvoll, vielfältig und frei von stereotypen Darstellungen ist.

orträt von Susann, Sensitivity Readerin

Warum Bildsprache so entscheidend ist

Bilder werden schneller wahrgenommen als Text – und sie bleiben länger im Gedächtnis.
Darum ist es besonders wichtig, dass Illustrationen:

  • keine negativen Klischees wiederholen

  • marginalisierte Kinder nicht exotisieren

  • keine unbewussten Verzerrungen transportieren

  • unterschiedliche Lebensrealitäten sichtbar machen

  • nicht „Tokenism“ betreiben (eine diverse Figur als Deko)

Ein einzelnes Detail – Hautton, Frisur, Körperhaltung, Kleidung – kann eine ganze Geschichte tragen oder ungewollt verletzen. Sensitivity Reading hilft, solche Nuancen bewusst und respektvoll zu gestalten.
Wie Kinder visuelle Botschaften wahrnehmen, wird unter anderem von UNICEF und ihren Leitlinien zu Kinderrechten thematisiert.

Was ich prüfe (Illustrations-spezifisch)

Figuren & Körperhaltung

  • Körpersprache

  • Mimik

  • Machtverhältnisse

  • Objektivierung

  • Rollenbilder

Hauttöne & sichtbare Merkmale

  • korrekte Darstellung

  • konsistente Farbtöne

  • realistische Vielfalt

  • Vermeidung exotisierender Details

Kleidung & kulturelle Elemente

  • kulturelle Symbole

  • Alltagsgegenstände

  • Haarstrukturen

  • Accessoires

  • Kontext statt Klischee

Raum, Architektur & Umgebung

  • kulturelle Marker

  • Gefahr von „ethnisch dekoriert“

  • realistische oder respektvolle Räume

Zusammenspiel von Text und Bild

  • passt die Bildbotschaft zur Textbotschaft?

  • transportiert das Bild eine andere (problematische) Aussage?

  • verstärkt das Bild Stereotype, die im Text NICHT stehen?

Warum Verlage davon profitieren

Ein diskriminierungssensibles Bildkonzept bedeutet:

  • weniger Risiko für negative Reaktionen

  • glaubwürdige Figurenwelten

  • professionelle Außenwirkung

  • sichere Publikationen für diverse Zielgruppen

  • eindeutige Hinweise für Illustratorinnen und Illustratorinnen

Viele Teams schreiben mir, dass sie „gar nicht wussten, worauf man achten muss, bis es erklärt wurde“.

Wie läuft ein Sensitivity Reading für Illustrationen ab?

1. Sie senden mir die bestehenden Skizzen, Reinzeichnungen oder Moodboards.

2. Ich prüfe sie nach klaren Kriterien (Ampel-System).

3. Ich mache konkrete Vorschläge, wie Bildsprache diverser und sensibler gestaltet werden kann.

4. Auf Wunsch bespreche ich alles in einem Abschlussgespräch oder begleite den weiteren Prozess.

Dazu gehören auch farbliche Anpassungen, Details, Perspektiven und Komposition.

Beispiele für typische Bildfallen

  • Schwarze Kinder als „Hintergrundfigur“ statt Hauptfigur

  • Frisuren, die nicht realistisch oder stereotypisiert sind

  • Kinder mit Behinderung, die passiv dargestellt werden

  • kulturelle Kleidung ohne Kontext

  • Erwachsene immer männlich, Experten immer weiß

  • Figuren of Color, die im Körperbau kleiner, runder oder anders proportioniert sind

Diese Punkte entstehen selten bewusst, aber sie prägen die Wahrnehmung. Hinweise zu rassismuskritischer Darstellung finden sich auch bei der Amadeu Antonio Stiftung.

Mehr über meine Arbeit

Möchten Sie Illustrationen prüfen lassen?

E-Mail: susannbeebooks@gmail.com
Susann Bee Anrather Weg 26 40547 Düsseldorf | 2025 | Alle Rechte vorbehalten